Frühwarnsystem - Die Schülerinnen und Schüler im Blick haben

Die Durchfallquote am Gymnasium Kirchheim ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken, was zum einen den Möglichkeiten, die die GSO vorsieht, geschuldet ist, zum anderen einem engagierten Kollegium und einem breit implementierten System der Früherkennung von Problemen.

Intensivierungsstunden

Beginnen Schülerinnen oder Schüler der achten bis zehnten Jahrgangsstufe das Schuljahr mit einer Fünf oder einer schlechten Vier in einem Hauptfach im Jahreszeugnis des letzten Jahres, so werden sie und ihre Eltern mit einem Schreiben informiert, dass die eingerichteten Intensivierungsstunden verpflichtend zu besuchen sind, um so Lücken zu schließen bzw. den neuen Lernstoff zu üben. Aufnahme bei Absinken der Leistungen im laufenden Schuljahr ist jederzeit möglich. In der fünften bis siebten Jahrgangsstufe sind in den Hauptfächern (D, M, E) und der achten Jahrgangsstufe (D, M) bereits im Stundenplan fest gesetzte Intensivierungsstunden für alle eingerichtet, um so mehr Zeit zum Üben und Vertiefen zu haben. Sollten doch erhebliche Probleme auftreten, können Eltern auf Anraten der Lehrkraft über Email Kontakt zu der Betreuerin der Schülerorganisation „Schüler helfen Schülern“ aufnehmen.

Hausaufgabenliste

Sozusagen vom ersten Schultag an wird in der fünften bis achten Jahrgangsstufe die Hausaufgabenliste geführt. Dies ist ein Konzept, das für alle Fächer einer Klasse entwickelt wurde, um frühzeitig mangelnde häusliche Vorbereitung zu erkennen und schnell mit einem Anruf, einem Hinweis, einer Nacharbeit oder auch einem Verweis an die Eltern eine Rückmeldung zu geben. Da die Liste im Klassenbuch der Klasse eingeheftet ist, hat jeder Lehrer darauf Zugriff und kann fehlende Hausaufgaben in die jeweilige Spalte eintragen. Diese Liste ist ein tolles Instrument, um schnell zu erkennen, wo es brennt und dies über alle Fächer hinweg. Sollte sich am Verhalten des Schülers nichts ändern, so findet ein institutionalisiertes pädagogisches Gespräch statt, zu dem die Eltern beim zweiten Verweis schriftlich eingeladen werden. Dies findet in der Regel mit der Klassenleitung und einem Mitglied des Direktorats sowie den Eltern und dem Schüler statt. Bei Bedarf werden die Schulpsychologin, die Jugendsozialarbeiter oder auch die Beratungslehrerin hinzugezogen. In diesen Gesprächen wird nach Lösungen gesucht, wie sich die Situation des Schülers verbessern kann und Hilfen werden aufgezeigt.

Logbuch

In einem „Logbuch“ werden zudem Verstöße gegen die in der Schule geltenden Grundregeln eingetragen. Über das System der „Gelben Karten“ und einer genauen Vorgehensweise bei Verweisen wird ebenfalls frühzeitig sowohl an die Schüler als auch an die Eltern Rückmeldung über Auffälligkeiten gegeben. Hierbei kommt dem Klassenleiter eine wichtige Rolle bei der Koordination, Dokumentation und Kontaktaufnahme mit den Eltern zu. Nicht selten stehen Verhaltensauffälligkeiten in direkter Korrelation zu schlechten schulischen Leistungen, so dass auch hier im Gespräch mit Eltern und Kollegen möglichst rasch nach Lösungen gesucht wird.

Pädagogische Klassenkonferenzen

Die im Oktober stattfindenden pädagogischen Klassenkonferenzen sind ein weiteres Instrument der Früherkennung von Problemen in einer Klasse sowie von Schülern mit Problemen. Die von den Kollegen investierte Zeit ist pädagogisch sehr wertvoll, da bereits zu einem frühen Stadium im Team Probleme angegangen, Absprachen getroffen und Schüler gezielt begleitet werden können. Das seit diesem Jahr implementierte Schülercoaching, bei dem Kinder mit auffälligem Verhalten bzw. schulischen wie häuslichen Problemen von Kollegen betreut werden, ist dabei ein weiterer wichtiger Baustein.

Soziales Netzwerk

Zudem trifft sich das Team des „sozialen Netzwerks“, bestehend aus Schulpsychologen, Jugendsozialarbeitern, Verbindungslehrern, Beratungslehrer und dem pädagogischen Betreuer aus dem Direktorat, zu einem wöchentlichen Jour fix. An Mitglieder dieses Teams wenden sich Jugendliche, die in der Schule oder auch zu Hause Probleme haben, Eltern, die Unterstützung brauchen, und Lehrer, die sich Sorgen um einzelne Kinder machen. Die Themen sind vielfältig, seien es Disziplinprobleme, schlechte Noten, familiäre Probleme, Schulangst, Essstörungen oder sonstige Verhaltensauffälligkeiten. Bei den Besprechungen geht es darum, unter Beleuchtung aus verschiedenen Perspektiven das Kind im Blick zu haben und schnellstmöglich Unterstützung anbieten oder zumindest eine Vorgehensweise festlegen zu können.

Bestandsaufnahme im Dezember

Die bereits weiter oben erwähnte wichtige Funktion der Klassenleitung kommt auch Anfang Dezember zum Tragen. Zu diesem Zeitpunkt wird eine aktuelle Bestandsaufnahme der Noten aller Schüler gemacht. Eltern von Schülerinnen und Schülern mit schlechten Leistungen werden informiert, Beratungsgespräche geführt und Möglichkeiten der Weiterentwicklung aufgezeigt. Dies kann der Rat zu professioneller Nachhilfe oder zum Besuch der OGS ebenso sein wie der freiwillige Rücktritt in die vorhergehende Jahrgangsstufe oder in seltenen Fällen auch beim Wiederholen der Jahrgangsstufe der Rat zum Übertritt auf die Realschule, der bis Ende Dezember relativ problemlos vonstattengeht. Da die Zeitfenster an Elternsprechtagen meist nicht ausreichen, informieren die KollegInnen die Eltern in problematischen Fällen bereits vorab.

Empfehlungsschreiben zum Halbjahr

Sollten all die Frühwarnsysteme bei Eltern oder SchülerInnen nicht angekommen sein, so greift spätestens zum Halbjahr das System der institutionalisierten Empfehlungsschreiben, das Schüler mit schlechten Leistungen mit dem Halbjahreszeugnis ausgehändigt bekommen. Darin finden die Eltern die Ratschläge der Klassenkonferenz. Klassenleitung bzw. Fachlehrkräfte nehmen sich Zeit für Beratungsgespräche, um spätestens zu diesem Zeitpunkt, sollten frühere Warnungen ignoriert worden sein oder ohne Erfolg geblieben sein, die notwendigen Schritte einzuleiten – immer zum Wohl der Kinder und mit dem Kind im Blick.