Ausstellung des P-Seminars "Aktionstage gegen Antisemitismus und Islamfeindschaft"

Einmal eine Kippa aufsetzen, Apfel mit Honig probieren wie an Rosch HaSchana oder einen Dreidel basteln? Einmal eine Gebetskette durch die Finger gleiten lassen, eine Dattel, das „Brot der Wüste“, versuchen oder sich mit Rosenwasser willkommen heißen lassen wie im Paradies? Aber auch: Sich mit Hanna Mandel in das Grauen von Auschwitz versetzen, sich durch die Namen von alten und neuen muslimischen und jüdischen Ermordeten hindurchkämpfen, die buchstäblich den Weg in die Ausstellung versperrten?

Für Montag, 16.01.2023, hatte das P-Seminar die Schulfamilie um 19 Uhr zur Vernissage der einwöchigen Ausstellung eingeladen. Ihr ging um 18 Uhr die Grundsatzrede von Herrn Dr. Ludwig Spaenle, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe, voraus, der persönlich gekommen war, um die Wichtigkeit der vom Seminar bearbeiteten Themen zu unterstreichen. Nach seiner Begrüßung durch Herrn OStD Matthias Wermuth und einführenden Worte von Maximilian Böltl, 1. Bürgermeister Kirchheims und Vorsitzender des Zweckverbands, unterstrich Spaenle in seinem Vortrag mit drastischen, aktuellen Beispielen, dass Judenhass, gezielt oder aus Dummheit, immer noch bestehe und dass er den Mut der zwölf Schüler*innen, sich der schwierigen Thematik anzunehmen, sehr wertschätze. Marion Haass-Pennings, die leitende Lehrkraft des Seminars, bedankte sich für die große Unterstützung, die das Seminar von Spaenle, Böltl, der Schulleitung, dem Kollegium, der Technikgruppe und nicht zuletzt durch das vom Zweckverband und dem Elternbeirat zugesagte Sponsoring erfahren hatte. Sie erwähnte auch die externen jüdischen und muslimischen Partner*innen, mit denen ihre Schüler*innen im Vorfeld ins je sehr persönliche Gespräch gekommen waren: Kübra Böler, Hamburg, Gönül Yerli, Vizedirektorin Penzberger Forum für Islam, Parthena / Jüdisches Museum München, Alice und Dani / Meet a Jew und Dr. Norbert Reck.

Dann wurden Buffet und Ausstellung eröffnet!

Die Arbeitsprämisse für die einwöchige Ausstellung, die auch von zwei Klassen aus der benachbarten Mittelschule besucht wurde, hatte darin bestanden, dass wir Menschen Vorurteile abbauen können, wenn wir uns kennenlernen und aufeinander einlassen. Auf der Linie Erinnern – Wissen – Bewusstwerdung – Handeln – Reflexion konnte man sich interaktiv, mittels Recherche oder Clips, lesend, hörend, schmeckend, spielend und am Tablet, mit vielen Ausstellungsstücken, die man auch anfassen und bedienen durfte, durch Islam und Judentum führen lassen und wie nebenbei eigene vorgefasste Haltungen hinterfragen. Außerdem wurden etwa praktisch anwendbare Strategien gegen Antisemitismus und Islamfeindschaft angeboten und Ideen für gelingende interreligiöse, -kulturelle Gespräche. Die Ausstellung zeigte das Leben, ohne erhobenen Zeigefinger, ohne Betroffenheitsgestus, aber kritisch und eindeutig Stellung für Verantwortung, Dialog und Lernbereitschaft beziehend. Am Eröffnungsabend und dann im Laufe der Woche „begriffen“ rund 600 Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern etwas von Fülle und Geschmack jüdischen und islamischen Lebens - und ihrer fraglosen Beheimatung in der Mehrheitsgesellschaft.

Größter Dank geht an die zwölf Schülerinnen und Schüler des Seminars. Die Umsetzung eigener Lern- und Entwicklungsprozesse sowie das Arbeitspensum, das sie gestemmt haben, hat vielen Menschen wesentliche Denkanstöße geben können.

Marion Haass-Pennings

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